OK – zunächst großes SORRY an alle, die mich gern regelmäßig verfolgen und schon echt lange nichts mehr von mir gehört oder besser gelesen haben. Das Leben hat mich ein wenig mehr als sonst gefangen genommen, was eben auch dazugehört. Und ich verrate euch kein Geheimnis, wenn ich sage „alles zu seiner Zeit“ :)! Womit wir auch schon mitten im Thema sind: den Jahreszeiten – im Ayurveda mit „Ritucharya“ bezeichnet – bedeutet eine den Jahreszeiten angepasste Ernährungs- und Lebensweise. In der Sommerzeit – von etwa Juni bis September – der Zeit, in der es überwiegend heiß und trocken ist, also genauso, wie seit einigen Wochen hier bei uns in Deutschland, aggraviert das Pitta-Dosha. Doch was bedeutet das denn genau?
Panchamahabhuta – die Lehre der 5 großen Elemente
Eine grundlegende ayurvedische Theorie ist die Lehre von den 5 großen Elementen: Panchamahabhuta. Man geht davon aus, dass die 5 Elemente Äther (Raum), Luft, Feuer, Wasser und Erde die lebende und nichtlebende Materie bilden und somit alle Lebensprozesse durchziehen. Sie sind Teil der Natur, bedingen sich gegenseitig und sind zu jederzeit gegenwärtig. Sie befinden sich überall – also auch innerhalb und außerhalb unseres Körpers. Mit der Nahrung und unserer Lebensweise nehmen wir somit alle 5 Elemente in unterschiedlichen Verhältnissen zueinander zu uns und daraus bildet sich schließlich nach der vollständigen Verdauung neues Zellmaterial: unser Körper. In jedem der 5 Elemente vereinen sich jeweils charakteristische Eigenschaften, mithilfe derer man sich die Beschaffenheit der Elemente leichter vorstellen kann:
Äther (Raum) = durchdringend, leicht, weich, glatt, durchscheinend, ohne Widerstand
Luft = fein, klar, leicht, kalt, beweglich, trocken, rau
Feuer = heiß, scharf, klar, fein, trocken, leicht, rau
Wasser = flüssig, träge, ölig, schwer, kühl, trüb, weich, schleimig
Erde = schwer, träge, unbeweglich, hart, klar, rau, fest, grob
Die 5 Elemente und die 3 Dosha sowie deren Eigenschaften
Da den 3 Dosha Vata, Pitta, Kapha jeweils 2 Elemente mit ihren Eigenschaften (Guna) zugeordnet sind, haben diese Eigenschaften demnach auch einen direkten Einfluss auf unsere Dosha:
Vata (Elemente: Äther+Raum) trocken, leicht, kalt, rau, beweglich, veränderlich, klar
Pitta (Elemente: Feuer+Wasser) heiß, scharf/penetrant, leicht, fein, flüssig, ölig/weich, sauer-metallig
Kapha (Elemente: Wasser+Erde) schwer, langsam/träge, kühl, ölig/schleimig, fest/dicht, grob, trübe
Zurück zur Jahreszeit: im Sommer ist es für gewöhnlich heiß, trocken, manchmal windig, zuweilen auch staubig (rau). Das heißt, das Feuerelement herrscht in dieser Zeit vor. Dieses Element wiederum ist allein dem Pitta-Dosha zugeordnet. Erhöhen wir nun noch durch eine entsprechende Ernährung und Lebensweise das Feuerelement (Ayurveda-Prinzip: Gleiches verstärkt Gleiches), führt dies zu einer Aggravation von Pitta, also einer Ansammlung oder Überladung. Die Folge ist vielleicht nicht sofort spürbar, aber sie macht sich in der darauffolgenden Jahreszeit, dem Herbst, bemerkbar, wenn die gespeicherte Hitze nun aus dem System ausbrechen möchte in Form von Entzündungen, Fieber, Hautkrankheiten, Übersäuerung, Migräne, schlechter Laune bis hin zu Zorn, Ungeduld oder Streitlust. Spätestens im Herbst ist dann also auch der Zeitpunkt gekommen, um die Sommersünden wieder auszubügeln und die übermäßige Hitze aus dem Körper auszuleiten.
Damit es aber gar nicht erst dazu kommt ist eine darauf ausgerichtete Ernährung und Lebensweise, die nicht zur Überhitzung führt, die klügere Gegenmaßnahme (Ayurveda-Prinzip: Gegensätzliches wirkt balancierend).
Kühlende Nahrung: bevorzuge leicht verdauliche, mild gewürzte und nicht zu scharf gebratene/gegrillte Lebensmittel (Reis oder Getreide, gedünstetes wasserreiches Gemüse in suppiger Zubereitung, wenig Rohkost, reifes Obst aus der Region): Blattgemüse, wie Mangold, Rübstiel, Blattspinat, Chicorée, Radicchio, Bohnen, Blumenkohl, Brokkoli, Gurken, junge Karotten, Kartoffeln, Rote Rüben, Pastinaken, Zucchini, Zuckerschoten, Süßkirschen, Trauben, reife Aprikosen und Pfirsiche, Mirabellen.
Vorsicht vor zuviel Gegrilltem, Scharfem, Kaffee, Alkohol (ab und an ein Bier ist ok).
Reichlich kühlende Getränke – aber ohne Eiswürfel, stattdessen mit kühlenden Kräutern oder Zutaten: z.B. Rosenblüten, frischer Minze, frischem Koriander, Fenchel, Kamille, Limetten, Safran, Salbei, Süßholz.
Sportliche Aktivitäten moderat und am besten morgens oder abends ausüben, niemals zur Mittagszeit: z.B. Schwimmen, Radfahren, Paddeln, Wassersportarten, Wandern.
Mittags lieber eine Siesta einlegen: bei brütender Sonne solltest du dein Pitta abkühlen und wenn möglich an einem schattigen Plätzchen etwas zur Ruhe kommen, lesen, chillen oder einfach mal nur tagträumen – alles Anstrengende verlege bitte in die kühleren Morgen- oder Abendstunden – denn: Alles hat seine Zeit :-).
Die Sonne dosiert genießen und nicht über die Mittagszeit.
Das Tragen lockerer, heller, nicht einengender Kleidung, von weißen Perlen und weißen Blüten soll laut den Klassikern auch dabei helfen, das wir nicht überhitzen – probiere es doch am besten direkt mal aus und berichte, wie es dir damit ging.
Und wieso sinkt unser Agni – das Verdauungsfeuer?
Weshalb sinkt es denn, obwohl die Hitze auf uns niederprasselt? Das soll mal einer verstehen! Ich kann es dir mit einem kleinen Beispiel versuchen zu erklären. Vielleicht gehörst du auch zu der Generation, die sich noch an den guten alten Kachelofen erinnern kann? Super 🙂 – dann erinnerst du dich bestimmt noch daran, dass es manchmal gar nicht so einfach war, das Feuer im Ofen anzuschüren. Dazu brauchte es trockenes Holz, feines Anzündmaterial (Papier oder Holzspäne), einen guten Zug im Kamin und natürlich Feuer. Wenn eine der Bedingungen nicht optimal war, wurde es schon recht schwierig, die Flamme zu entfachen: Holz zu grob, Späne oder Papier feucht oder eben nicht genug Zug im Kamin. Das Letztere war unter anderem darauf zurückzuführen, dass an manchen Tagen der Luftdruck zu hoch war (z.B. bei schönem Wetter) und entsprechend kein Zug im Kamin herrschte.
Genauso kann man es sich mit unserem Verdauungsfeuer, dem Agni vorstellen. Sind Hitze und Luftdruck im Außen zu hoch, wird das Agni stark gedämpft und muss entsprechend behutsam behandelt werden, damit es uns nicht ganz erlischt. Also deshalb bitte nichts zu Schweres, zu Feuchtes oder zu Kaltes auf unser kleines Agni-Flämmchen kippen. Das heißt konkret: so gern du ihn magst, ist der kalte grüne Salat als Hauptmahlzeit im Sommer eher als schwer verdaulich einzuordnen und maximal als Beilage ok, besser einen lauwarmen Salat oder ein mildes Gemüsecurry wählen. Ebenso schwer sind die gute deutsche Hausmannskost und dazu vielleicht noch ein schönes Maß eiskaltes Bier :-). Weil dieses zu schwer, zu kalt und zu feucht ist, kann nichts davon wirklich verbrannt – also verarbeitet – werden, so dass es sich als unverdautes Zwischenprodukt (Ama) in uns ablagert und über kurz oder lang zu krankmachenden Symptomen führt, die wir dann mit größerem Aufwand therapieren und aus unserem System ausleiten müssen, um uns wieder wohlzufühlen. Besser also gleich die Sommerküche entsprechend leicht verdaulich und weniger üppig ausfallen lassen, dann kannst du deinen Sommer in jeder Beziehung so richtig geniessen, weil auch dein Bikini nicht kneift ;o).
Solltest du von deiner Konstitution, deinem Lebensalter oder deiner beruflichen Tätigkeit her zusätzlich noch Pitta-Eigenschaften anhäufen, gelten für dich im Sommer besondere Achtsamkeit dir und deiner Dosha-Balance gegenüber, weil das die Jahreszeit ist, in der Pitta ohnehin leicht aus dem Ruder laufen kann, wie du nun oben bereits lernen konntest. Du hast überhaupt keine Ahnung, wie es um dich und deine Konstitution bestellt ist? Dann nimm gern Kontakt zu mir auf und vereinbare einen Beratungstermin, in dem wir uns deiner Natur annehmen und deine gesundheitlichen Risikofaktoren herausfinden.
Wenn du dazu noch Fragen hast oder Tipps und Anregungen, dann hinterlasse mir herzlich gern einen Kommentar. Ansonsten wünsche ich dir noch einen tollen und erholsamen und vor allem chilligen Sommer!
Keep cool and stay relaxed!
Deine Sim-Dosha
P.S. Rezepte für eine leichte und dennoch leckere Sommerküche folgen stehenden Fußes – Versprochen!