Wer mich kennt, weiß von meiner Begeisterung für meinen Gemüsegarten. Und das, obwohl ich zur Gruppe der „faulen“ Gärtner gehöre. Bei mir muss mit wenig Aufwand ein maximaler Ertrag zu erwarten sein, ansonsten versiegt meine Lust am Gärtnern relativ zügig. Ich stecke jedes Frühjahr an einem einzigen Vormittag Samen und Knöllchen ins Erdreich, gegossen wird natürlich auch. Und dann lass ich mich gern überraschen, was die Natur so hervorbringt. In diesem Jahr hatte ich eine total üppige Kartoffelernte mit wunderschönen, riesigen roten Exemplaren, die uns seit Juni immer wieder satt machen und dabei durch die Lagerung bislang keine Qualitätseinbußen erlitten.
Neben den auch wieder enorm großen Riesenhokkaidos konnte ich in diesem Jahr zum ersten Mal Topinambur ernten. Und es war wirklich kinderleicht, dieses Gemüse im eigenen Garten anzubauen. Gewachsen sind die Pflänzchen bis zu einer Höhe von etwa 3 Metern und machten ihrem Ruf als Sichtschutzpflanze alle Ehre. Und vor einer Woche habe ich beschlossen, es ist Zeit für die Ernte :-). Und es war erstaunlich, was da im Verborgenen in der Tiefe des Erdreiches herangereift war: unglaubliche ca. 30 kg Topinambur (aus ursprünglich 7 Knöllchen) durfte ich ins Freie befördern.
Kleiner Tipp, für alle, die es im kommenden Jahr auch ausprobieren möchten: erst danach habe ich mich noch einmal belesen und erfahren, dass man nicht alles auf einmal ernten muss, sondern die Pflanzen in der Erde lassen kann, bis man sie verbrauchen möchte. Fürs nächste Jahr auf jeden Fall eine Empfehlung, denn nun muss ich doch relativ häufig dieses Gemüse auf den Tisch bringen oder an Freunde und Nachbarn verteilen – also kommt gern vorbei!!! Doch es ist ja sooooo ein gesundes Gemüse, weshalb es ja auch nicht ganz so schlimm ist :-).
Was macht nun die (oder auch den) Topinambur so gesund?
Doch was macht denn nun die Topinambur (benannt nach dem indianischen Volk der Tupinambá) so gesund? Bekannt ist die feine Knolle auch unter verschiedenen anderen Namen, wie uns Wikipedia verrät: so z.B. als Erdapfel, Erdbirne (in Südbaden auch Ross-Erdäpfel, weil sie an Pferde verfüttert wurden) oder Jerusalem-Artischocke, Borbel, Erdartischocke, Erdschocke, Erdsonnenblume, Erdtrüffel, Ewigkeitskartoffel, Indianerknolle, Kleine Sonnenblume, Knollensonnenblume, Rosskartoffel, Schnapskartoffel, Süßkartoffel und Zuckerkartoffel…. jede Menge also! Und das lässt schon erahnen, mit welch großartiger Knolle wir es hier zu tun haben! Natürlich besticht sie auch durch ein sehr feines Aroma, welches sehr an den Geschmack der Artischocke erinnert, wobei die Topinambur nicht annähernd so preisintensiv wie ihre edle Schwester ist.
Besonders hervorzuheben ist der Inhaltsstoff Inulin, ein unverdauliches Polysaccharid. Als wasserlöslicher Ballaststoff ist Inulin ein wichtiges Präbiotikum. Der Gehalt an Inulin ist zum Zeitpunkt der Ernte am höchsten und fällt bei der Lagerung ab, was noch ein Aspekt wäre, die Knollen nur nach Bedarf zu ernten, wenn man die Möglichkeit hierfür hat. Besonders interessant ist Inulin für den Darm, da es als Präbiotikum unsere „guten“ Darmbakterien füttert, was wiederum zur Folge hat, dass diese sich vermehren und hierdurch die „schlechten“ (krankmachenden) Darmbakterien vermindert werden. Auf diese Weise kann die Topinambur unseren Darm pflegen und somit unser Immunsystem stärken. Gerade in der infektanfälligen Jahreszeit Herbst macht dies die Topinambur zu einem „Must Have“ für alle Ayurveda-Fans :-)! Wer sich genauer informieren möchte, findet u. a. auf den Seiten des Zentrum der Gesundheit zahlreiche weitere wertvolle Informationen.
Des weiteren sind diese Knollen ein wichtiges Nahrungsmittel für Diabetiker, da sie zu 16 % aus Kohlenhydraten in Form dieses Mehrfachzuckers bestehen, welcher quasi unverdaulich ist, weil die dazu nötigen Enzyme nicht vorhanden sind, weshalb er als Ballaststoff im Darm funktioniert. Erst im Dickdarm kommt es zur Fermentierung, was aber auch zu Blähungen führen kann. Man kann dem entgegenwirken, indem man der Verdauung mit anfänglich kleinen Mengen (ab 1 Knolle) hilft, sich langsam daran zu gewöhnen und die Menge allmählich steigert. Wird Inulin regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen, senkt das die Blutfettwerte und fördert die Anwesenheit von Bifidobakterien.
Darüber hinaus hilft die Topinambur bei Diäten, indem sie das Hungergefühl senkt und ist somit tatsächlich ein Allround-Talent. Weitere positive Eigenschaften seien noch genannt: die enthaltenen Stoffe Betain, Cholin und Saponine gelten als hemmend gegen Krebs des Weiteren beinhaltet Topinambur sog. Polyphenole, die eine starke antioxidative Wirkung haben, diese schützen die Pflanze vor Fraßfeinden sowie schädlichen Umwelteinflüssen. Im menschlichen Körper wirken sie ähnlich, weswegen sie sehr wertvoll für die Gesundheit sind. Die Knollen enthalten die Phenolsäuren Salicylsäure (wirkt antimikrobiell sowie entzündungshemmend), Chlorogensäure (krebsvorbeugende Wirkung) und Gentisinsäure (bakteriostatische Effekte).
Wer nun noch immer nicht von der unschlagbaren Kraft der kleinen eher unscheinbaren Knolle überzeugt ist, den fängt vielleicht das Argument, dass sie eben auch noch ein sehr schmackhaftes und unkompliziert zuzubereitendes Gemüse ist. Was Ihr damit in der Küche anfangen könnt, erfahrt Ihr hier auf meinem Blog.